Fast 2 Wochen lang, hat sich unser (damals) 1-jähriger Zentralasiate am Beginn des Spaziergangs hingesetzt.
Wenige Meter nach dem Ausgang des Gartentors. Es war dunkel. Nun könnte ich ihm aufgrund seiner Rasse, seiner Größe und seines Alters schnell abtun und ihn „stur“ nennen.
So sind sie halt die HSH.
Also bin ich weitergegangen.
Ich wollte dieses Experiment starten. Um mir selbst etwas zu beweisen.
Obwohl mein Herz und mein Wissen sagten: „Er ist nicht stur. Er braucht Hilfe“
Nun sind Dinge passiert, meistens ging er mit, hochgestresst, an mir dran, im Fuß, ohne Leine manchmal blieb er aber auch einfach nur sitzen.
Umso weiter wir gingen umso „schöner“ ging er an mir dran.
Hört sich schön an oder?
War es für Lev schön?
Definitiv nicht.
Hab ich einen vertrauensfördernde Maßnahme getroffen?
Definitiv nicht.
Hab ich unsere Beziehung gestärkt?
Definitiv nicht.
Hab ich sein Selbstvertrauen und seine Umweltsicherheit verbessert?
Definitiv nicht!
Was war mein Plan mit Herz und Wissen?
Wir gingen ab diesem Moment täglich den gleichen Weg.
Wir gingen ihn gemeinsam.
Was bedeutet das?
Wir gingen soweit bis er sich hinsetzte. Dann setzte ich mich zu ihm.
Wir saßen dort. Wir saßen täglich fast 2 Wochen an dieser einen Stelle und schauten in den dunklen Wald und beobachteten. Wir hörten die Geräusche die ihm Angst machten, sahen Schatten die komisch waren und hörten knacksende Äste.
Ich weiss nicht, was ihm davon Angst machte. Es ist auch im Endeffekt egal, denn das einzige was zählte, war seine Angst.
Die Angst, die ich bewusst wahrnahm und ihm anfing alle Zeit der Welt zu geben.
Jeden Tag saßen wir dort, für viele und einige Minuten. Wir lauschten allem und versuchten etwas im Dunklen zu erkennen.
Täglich stand er dann einfach auf, drehte sich um, erledigte gleich daneben sein Geschäft und ging nach Hause.
Ich ging mit ihm nach Hause. Er hatte jederzeit die Wahl.
Nach wenigen Tagen, setzte er sich hin, ich mich mit Kaffee in der Hand daneben.
Wenige Minuten später stand er auf und ging weiter.
Er ging den Spaziergang, als hätte er nie Angst gehabt. Er schnupperte, er schaute, er war einfach nur entspannt. Er ging locker an der Leine, war jederzeit ansprechbar, konnte sich von mir entfernen und hatte einen klaren, entspannten Gesichtsausdruck.
War es für Lev schön?
Anfangs hatte er Angst, er lernte sie aber selbst zu überwinden.
Hab ich einen vertrauensfördernde Maßnahme getroffen?
Definitiv ja, er weiß er hat alle Zeit der Welt um mutig zu werden!
Hab ich unsere Beziehung gestärkt?
Definitiv ja. Er weiß ich lasse ihn nicht alleine stehen. Er hat Zeit und ich bin immer an seiner Seite.
Hab ich sein Selbstvertrauen und seine Umweltsicherheit verbessert?
Definitiv JA! Er wurde von sich aus mutig. Er konnte selbst seine Angst überwinden. Ich bin an seiner Seite, aber er hat seine Zeit.
Zu beweisen, dass ich für meinen Hund da bin, bedeutet nicht, ihn in Angstsituationen zu bringen und ihn dann durchzuzwängen und einfach weiter zu gehen.
Es bedeutet seine Angst zu erkennen und ihm Zeit und Hilfe zu schenken, den ersten Schritt selbst zu wagen.
Es gibt wohl viele Wege positiv und gewaltfrei mit Angstsituationen umzugehen, Geduld ist jedoch die Basis aller.